Samstag, 13. Februar 2010

Der Boden der Entbindung

Keiner weiß, was er schon alles mit gemacht hat, was er in sich aufgesogen hat, ohne es je wieder her zu geben. Keiner weiß was er alles gesehen hat...

Das Blut tropft vom Tisch und klatschen leise auf die Erde. Die Schreie verhallen, die Atmung wird langsamer. Der Schmerz weicht langsam und die Erschöpfung macht sich breit. Und trotzdem ist da die unbeschreibliche Freude, der Stolz – es ist vorbei!

Blut, Fruchtwasser und Straßenstaub werden immer tiefer in die feinen Poren des Bodens getreten. Wieder mal war eine Geburt auf der Entbindungsstation in Aru. Wieder wurde er Zeuge des unglaublichen Wunders, wenn einem neuen Erdenbewohner das Leben geschenkt wurde.
Erst 1-2 Stunden vorher kam ein schüchternes junges Mädchen durch die Tür. Wie alt mochte sie sein? 14? Vielleicht. Aber was macht das schon? Hochschwanger hatte sie sich durch die Sonne geschleppt. Schweiß lief ihr die Stirn herunter und tropfte auf ihr buntes afrikanisches Gewand.
Nach der Untersuchung hatte man ihr eine dünne Strohmatte auf die Erde gelegt, auf der sie die nächste Zeit mit ihren Wehen kämpfte, bis es soweit war. Das Fruchtwasser hatte sich durch die Lücken ihren Weg gebahnt und wurden gierig vom Boden aufgesogen.
Nach gefühlt endloser Zeit war es soweit gewesen. Die Zeit war gekommen um ihrem Sohn das Leben zu schenken.
Jetzt, wo sie wieder im großen Saal war, mit etwa 10 anderen Müttern und ihren Neugeborenen, wurde der Boden in der Entbindung notdürftig gesäubert. Lauwarmes Wasser und ein wenig Waschpulver mussten hierfür genügen. Desinfektionsmittel wurde nicht hierfür verschwendet. Glassplitter von zerbrochenen Ampullen, Schweiß, Speichel von Babys, Urin und alles was sich in den vergangenen Stunden (oder waren es Tage?) angesammelt hat, wurde oberflächlich entfernt.
Und während es die Auszubildende mit ihrem Eimer schon in die 2. Hälfte des Raumes geschafft hatte, saßen die Hebammen auf der anderen Seite fröhlich auf den Plastikstühlen. Eine häkelte eine Mütze, bei der die Neongelbe Wolle bei jedem Zug lustig auf dem Boden hüpfte. Ihr Kollegen schenkte Kaffee ein. Das die Plastikbecher auf der Erde stehen, macht hier niemandem was aus.
Und auch der Kaffee, der aus der undichten Kanne tropft wird bei den Temperaturen sicher bald verdunstet sein und nur einen weiteren dunklen Fleck auf dem Boden der Entbindung hinterlassen.

Mittwoch, 10. Februar 2010

Andere Länder, andere Sitten...

Das merke ich auch hier immer wieder. Einige Beispiele:

-Es gibt in einigen Regionen hier nicht so viel Essen. Trotzdem lässt man bei einer Einladung was auf dem Teller liegen, weil man sonst damit ausdrückt, dass es nicht genug war
-Jungs und Mädels können hier befreundet sein, Händchen halten, sich auf den Hintern hauen, ... alles rein platonisch! Aber sobald sie sich verlieben tun sie nix mehr zusammen in der Öffentlichkeit, in einer Gruppe läuft der eine ganz vorn und die andere ganz hinten.
-Hier ist es ein Kompliment, wenn dir jemand sagt, wie fett du geworden bist...
-Es ist kein Problem, wenn man deine Brust sieht oder dein BH rausguckt, aber wehe man sieht dein Knie!!!
-Hier kann jeder Straßensperren errichten und Geld fürs durchlassen verlangen. Wenn du dich weigerst sind sie auch mit einem Kaugummi zufrieden.
-Weihnachten ist Sommerzeit
-Bei Gewitter sollten wir lieber nicht duschen, weil wir da einen Schlag gekommen könnten...
-Wir leben in einer Stadt, aber es gibt hier quasi keine Läden
-Viele Weiße denken, dass alle Afrikaner gleich aussehen. Und viele Afrikaner denken, dass alle Weißen gleich aussehen.
-Wenn die Afrikaner mit den Fingern zählen, dann fangen sie mit dem Kleinsten an, bis hin zum Daumen.

Und das war nur ein kleiner Einblick. Es gibt 1000 Sachen die unterschiedlich sind...